Geschichte Ober-Hörgerns

Die Ortschaft liegt an einer alten, das Wettertal überquerenden Wegeverbindung zwischen Holzheim und Münzenberg. Der Name Hörgern erscheint schriftlich zum ersten Mal im Jahre 1222 in einer Schenkungsurkunde an das von den Münzenbergern gegründete Zisterzienserkloster Arnsburg. Seit 1271 wird zwischen Ober- und dem um 1400 wieder wüstgefallenen Nieder-Hörgern unterschieden. Ober-Hörgern war ein Münzenberger Ort, in dem das Kloster Arnsburg und eine Vielzahl niederer Adelsgeschlechter der Wetterau begütert waren. Eines dieser Adelsgeschlechter nannte sich nach dem Ort von Hörgern. Eine Zuordnung der alten Adelsgüter zu den heute erhaltenen Höfen ist nicht mehr möglich. In der territorialen Zugehörigkeit teilte Ober-Hörgern weitgehend das Schicksal Münzenbergs. Zunächst ab 1255 in Falkensteiner Besitz, seit 1419 dann in Eppsteiner Besitz kam der Ort im Jahre 1479 zu Solms-Lich. Kirchlich blieb Ober-Hörgern Filialgemeinde von Gambach, das im selben Jahr zu Solms-Braunfels kam. Nach der Mediatisierung der Solmser Grafschaften 1806 wurde Ober-Hörgern dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt eingegliedert. Zum 31.12.1971 gab Ober-Hörgem den Status als selbständige Gemeinde auf und wurde Teil der neugebildeten Stadt Münzenberg. Damit war ein Wechsel vom Landkreis Gießen zum Landkreis Friedberg und damir zum späteren Wetteraukreis verbunden.

Ober-Hörgern ist ein seltenes Beispiel für ein als regelmäßig zu charakterisierendes Straßendorf. Auf der Nordseite des Wettertals ist es von Nord-West nach Süd-Ost ausgerichtet. Vermutlich ist es in seiner Grundstruktur im hohen bis späten Mittelalter entstanden. In Ober-Hörgern gibt es zwar keine sichtbaren Anzeichen einer Dorfbefestigung mehr, die noch bestehende Flurbezeichnung "Hecke" kann aber als Hinweis auf eine früher bestehende Ortsgrenze etwa in der Form eines Gebücks gelten. Die beschriebene Siedlungskonzentration des hohen Mittelalters ging häufig mit der Aufgabe kleinerer Siedlungsplätze einher. Die für die Zeit um 1400 überlieferte Aufgabe von Nieder-Hörgern ist dafür geradezu exemplarisch.

Das Ortsbild des Straßendorfes Ober-Hörgern wird bereichert durch zwei kleine angerartige Plätze im Norden und im Süden. Der nördliche Platz wurde ursprünglich von einem dem Wettertal folgenden Weg durchzogen, der von Gambach über Ober-Hörgern nach Eberstadt oder Muschenheim führte. Die heutige Licher Straße, die den Ortskern etwa in seiner Mitte durchschneidet, entstand erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf dem nördlichen der beiden Dorfplätze befand sich einst ein Weiher. Er wurde von dem Bach gespeist, der ursprünglich offen durch den wichtigsten Straßenzug von Ober-Hörgern verlief, durch die Gambacher Straße und die Brunnenstraße. Heute lässt lediglich die ungewöhnliche Breite des Straßenzuges noch auf den einst offenen Bachlauf schließen.

Die historischen Straßenbilder Ober-Hörgerns bestechen durch Geschlossenheit. Die Gehöfte, die baulich meist aus der Zeit um 1700 stammen, haben zur Straße entweder giebelständige Wohnbauten mit angrenzenden überdachten Hoftoren oder traufständige, die die Hofzufahrt einschließen. Beide Bebauungsformen ergänzen sich zu dem erwähnten geschlossenen Erscheinungsbild der Straßenräume. Zur Gesamtanlage gehört auch die Doppelmühle an der Wetter südlich der Ortslage, die durch den nach Münzenberg weiterführenden Weg gut erreichbar ist. Die seitlich der Mühlen gelegene Bruchsteinbrücke über die Wetter ist ein Kulturdenkmal.